In der Vergangenheit wurden Lupenbrillen typischerweise auf einen Arbeitsabstand von 40 cm eingestellt. Deswegen ist die nominelle Angabe der Vergrößerung einer Lupenbrille auf einen Arbeitsabstand von 40 cm bezogen. Bei gegebener Verstärkung der Lupenbrille: je größer der Arbeitsabstand, umso kleiner das Objekt

– jedoch –

ein Arbeitsabstand von 40 cm ist i. d. R. zu kurz. Starke Neigungen des Oberkörpers und/oder des Kopfes sind die Folge!

Anhaltswerte für Ergonomisches Arbeiten

Körpergröße stehende Position sitzende Position
165 – 174 cm 45 – 50 cm 43 – 48 cm
175 – 184 cm 48 – 52 cm 46 – 51 cm
185 – 51 – 56 cm 49 – 54 cm

Der Arbeitsabstand sollte ergonomisch richtig gewählt werden, da sonst Schulter- oder Nackenschmerzen entstehen können. Diese können auch chronisch werden und die Konzentration bei der Operationstätigkeit und sogar die Sehfähigkeit beeinflussen.

Es gab bisher eine Tendenz zu kurzen Arbeitsabständen. Durch Optiken mit geringem Gewicht, hoher Auflösung und großen möglichen Tiefenschärfen können ergonomisch richtige Arbeitsabstände bei gleichzeitig hoher Genauigkeit gewählt werden.

Zur Ermittlung des Arbeitsabstandes

Im Stehen

  • gerade bzw. leicht vorgebeugt stehen
  • Arme angewinkelt halten. Ober- u. Unterarme bilden einen Winkel von ca. 100°
  • Hände zusammenführen, ggf. Testinstrumente zur Hand nehmen
  • Durch Hilfsperson den Abstand von der Nasenwurzel bis zur Handspitze bzw. Instrumentenspitze messen
  • zum Vergleich die Augen schließen und die Arbeitsposition mit geschlossenen Augen einnehmen.
  • den Kopf auf die gedachte Linie zu den Händen absenken, dann Augen öffnen und überprüfen

Im Sitzen

  • in gleicher Weise vorgehen
  • genau prüfen, ob die Unterarme aufgestützt werden bzw. dauerhaft aufgestützt werden
  • der Winkel zwischen Ober- u. Unterarm ist ca. 90-100°

Werte aus dem Brillenpass sind nicht immer direkt verwendbar

Generell sollten die Sehwerte im Zuge der Anfertigung einer Lupenbrille überprüft werden bzw. bekannt sein. Liegt eine Sehwertbestimmung länger als 6 Monate zurück, wird eine Aktualisierung empfohlen. Die Werte einer aktuellen Einstärkenbrille (meistens „Minus“) können so für die Anfertigung der Lupenbrille übernommen werden, Im Brillenpass als spherische Korrketur oder „Sphere“ eingetragen. Das Vorzeichen muss immer mit berücksichtigt werden, ggf. sind die Werte je Auge (deutlich) unterschiedlich.

Im gezeigten Beispiel ist für beide Augen eine spherische Korrektur von -2,5 dpt. angegeben (1). Diese Werte sind für die Fernsicht maßgeblich, also z. B. beim Autofahren. Die Werte für Cyl(inder) und A(chse) beschreiben die Korrektur eines Astigmatismus oder „Hornhaut­verkrümmung“ (2). Für das Sahen in der Nähe (Nahzsatz oder „Addition“) wird die zusätzliche Brechung für einen Lesebstand von 20 cm benötigt, im Beispiel eine Addition von +2,5 dpt. oder für die Nähe eine Gesamt­korrektur von +5,00 dpt (3). Der so gezeigte Brillen­pass würde für eine Gleitsicht­brille ausgestellt. Für eine Einstärken­brille entfallen die Werte nach (3).

Die Werte im Brillenpass beziehen sich auf die Ferne (z. B. Autofahren)…. und den Leseabstand

Für die Operationstätigkeit sind andere Entfernungen massgebend:

 

Bei der „Umrechnung“ von Werten aus dem Brillenpass ist Vorsicht geboten. Zu empfehlen ist eine Festlegung der benötigeten Arbeits- bzw. Sehabstände im OP und ein Überprüfen dieser Arbeitsabstände mit einer Testbrille, in die die für den Abstand benötigten Sehwerte eingesteckt werden.

Die Mitarbeiter der CTM GmbH verfügen über solche Testbrillen, mit denen vor Ort die Sehwerte für die benötigten Arbeitsabstände überprüft werden können.

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